Der Garbereiter Gang (ehemals Garbratergang)

In seinem Buch "Lübeck Geschichte der Wohngänge" schreibt Autor Rainer Andresen über den Garbereiter Gang:

Dieser Gang mit der Bezeichnung eines appetitlichen Berufes - denn ein Garbrater war ein Garkoch, also Koch oder selbst Besitzer einer einfachen Speisewirtschaft - bestand ursprünglich aus mehreren Teilen der angrenzenden Grundstücke.

Der Gang ist entgegen dem Zerrahns Gang zweiseitig bebaut, weist sonst aber dessen Äußerlichkeiten auf, wie eine unterschiedliche, doch nicht aufdringliche Farbgebung der einzelnen Buden. Viele Buden haben ein voll ausgebautes Obergeschoss, so dass besonders bei der rechten Gangseite eine unterschiedliche Dachhöhe vorherrscht und damit eine Eintönigkeit in der Dachlandschaft unterbindet.

Eine Bude war in Fachwerkausführung gebaut, im Gegensatz zum massiven Ganghaus.

Der ehemalige Direktor des Dommuseums Prof. Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff-Leinburg (1856-1937) schreibt in seinem Buch "Lübeck zur Zeit unserer Großeltern" IV. Teil "Stifte, Höfe, Gänge" Verlag Charles Colemann 1938 über den Garbereiter Gang u.a. folgendes:

Garbratergang
....denn jetzt enthält er neunzehn Wohnungen, zu denen ein dunkler Eingang führt, unter dem seit unvordenklichen Zeiten lange Feuerleitern aufgehängt sind. Man freut sich, hier einen leidlich breiten langen Gang zu sehen mit hübschen Buden zu beiden Seiten, die meisten mit wohnlichen Oberstock, die schon 1829 einen Hypothekenwert von 400 - 1300 Mark hatten.
Es wohnten immer "Verwandte der Seefahrt" hier und selbst in den Zeiten, da es in anderen Gängen noch übel aussah, galt der Garbratergang als Muster von Reinlichkeit, nur dass die an langen Stangen aus den Obergeschossen herausgehängte Wäsche den Erdgeschossbewohnern jahraus jahrein ein gut Teil der Sonnenstrahlen vorenthielt, war schon dem alten Brettträger Rademacher und dem Träger Jenckel nicht recht. Darum kümmerten sich aber die braven Frauen damals und auch jetzt noch nicht.

Aus diesem Gang Haus Nr. 8 stammte die erste Ehefrau von Franz Friedrich Adolph Exter. Catharina, geb. Quandt.
Nach ihrer Hochzeit wohnten sie zuerst in seinem Elternhaus der Holsteinischen Herberge in der Engelsgrube Ecke Untertrave 50, später zogen sie in die Straße Wakenitzmauer um.

Leider wurde seine Frau schwer krank und so kehrten sie wieder zu der noch im Gang lebenden Mutter zurück. Während der meisten Zeit war aber Fritz Exter als Steuermann mit dem Segelschiff unterwegs. Die Frau war in einem Pflegeheim und der gemeinsame Sohn Hermann war also bei seiner Großmutter. 1854 zogen sie dann gemeinsam in das Fährhaus am Einsiedel, auch die Mutter Quandt folgte später nach.

Fritz Exter hat diese Bude noch vor seinem Tod für 1050 Mark an Johann Nicolaus Grimm verkauft. Der schuldete ihm 1865 aber noch eine Restsumme von 500 Mark